Es war wieder einmal soweit! Die Schmittenhöhe rief zum Pinzgauer Spaziergang! Laut den Wetterfröschen sollten super Bedingungen herrschen und ein „Hammertag“ werden. Um 7:00 Aufbruch nach Zell am See.
An der Schmittenhöhe um 9:45 angekommen waren ausser Tandemfliegern und einigen Optimisten noch keine Piloten in der Luft. Also gemütlich Ausrüstung sortieren, zur Seilbahn fahren, 18,30 SAUTEURO lockermachen und mit einem ganzen Haufen pensionierter deutscher Staatsbürger zu Heimatklängen und Kölnschwasser- Duft in der Gondel nach oben tuckern.
Auf 2000 m angekommen spürte man gleich den frischen Südostwind. Der Startplatz war bereits mit allerlei Tüchern und Aluminium ausgelegt. Einie Piloten mit ihren „heißen“ Kilometerfressern starteten auch schon zu großen Taten. Nur ein Problem: Der Tag begann nicht so gut wie vorrausgesagt. Die Thermik hatte noch überhaupt nicht eingesetzt. Strahlendes Wetter doch noch keinerlei Thermik. Tolle Leistung, Geschwindigkeit zum Preis einer kleinen Fläche. Die Hochleisterpiloten warden nicht mehr gesehen. Zu schwache Thermik. Gesehen warden sie schon wieder, nach einer Stunde eben, als sie mit der Bahn wieder rauf kamen.
Also stellte der gesamte Startplatz von hektischer Vorfreude auf Parawaiting um. Fast zwei Studen vergingen
ehe sich die ersten Piloten im noch immer schwachen Hausbart halten und lagsam aufdrehen konnten. Es war bereits 12:30! Da wurde allen klar dass der Tag wohl doch kein Hammertag werden würde. Sogar die Hochleister Segelflugzeuge konnten bis dahin kaum Höhe machen und kreisten am selben Fleck oder schwindelten Benzinthermik dazwischen.
Als der Hausbart dann endlich zuverlässig Stand startete auch ich als Anfänger. Der Einstieg in den Hausbart war nicht sonderlich schwer. Es ging gleich ziemlich zuverlässig nach oben. Der Bart wurde nach oben hin immer stärker aber leider auch zerissener.
Ich kurbelte hastig bis kurz vor die Basis in unruhigem 4 m/s Steigen. Der Grund für die Windscherungen war bald gefunden. Im Tal blies ein um die Mittagszeit bereits recht kräftiger Ost- Talwind und in der Höhe kam der Wind aus irgendeiner Richtung und das nicht zu schwach. Ich glaube es war irgendetwas mit einer West Komponente. Die Steigwerte waren relativ stark was im Zuammenspiel mit den Windscherungen recht unangenehm war, zumindest für mich. Ich flog mit meinem Cayenne erstmals in kräftigen, zerissenen Bedingungen. Also gleich weg vom Startberg, ich hoffte auf ruhigere Bedingungen auf der Strecke. Leider war da eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Ich hatte das erste mal keinen richtigen Plan wo die Thermiken zu suchen sein würden. Näher am Berg, eher überm Tal?? Leider erwischte ich es ein wenig unglücklich so dass ich fast alleine unterwegs war. Es flog gerade keiner mit mir vom Startberg ab. Es gab keine richtige Schattenlinie am Boden. Mal dort ein Sonnenfleck mal woanders. Gleich auf der ersten Gleitstrecke kassierte ich einen ordentlichen Klapper ohne Vorwarnung. Zum Glück ist der Cayenne ja wirklich im Extremflug ein Lamm und ich konnte den Klapper korrigieren ohne eine Kursänderung. Der nächste Bart war ein richtiger S*****kerl. Der schüttelte mich ordentlich durch. Ich hatte alle Hände voll zu tun um nicht zu viel herumzuschaukeln. Die Bärte waren für einen Anfänger wie mich äußerst anspruchsvoll zu fliegen. Von schönem gleichmäßigen Kurbeln konnte keine Rede sein. Ich fiel ständig aus dem Bart bzw. konnte man eigentlich gar keinen Bart ausfindig machen. Alles nur einzelne zerissene Blasen. Erst kurz vor der Basis zog es kräftig mit 5 m/s an. Ich ging knapp unter der Basis
auf ca. 3000m vom Schaukelflug in den Gleitflug über. Gleitflug mit anfänglich noch 5 m/s Steigen und dann gleich mit ordentlichem Saufen. Es waren einfach sehr eigenartige Flugbedingungen. Vor allem für einen Anfänger wie mich der auch noch seinen Schirm in starken Bedingungen nicht 100% kennt. Das Saufen wurde zeitweise enorm. Über 4 m/s mit 1:Stein nach unten. Keine Ahnung warum, lee war eigentlich nicht gegeben. Ich kam ziemlich tief und versuchte über einer abgeholzten Waldfläche wieder Höhe zu machen. Was normalerweise eine Bank ist war an diesem Tag kaum zu zentrieren. Im Tal vom Ostwind zerissen in der Höhe vom Höhenwind verblasen, ein ziemlicher Kampf bei dem ich zeitweise alle Hände voll zu tun hatte. Mal ordentlich durchbremsen um das Vorschießen zu verhindern, dann wieder aufpassen dass wegen der Schaukelei keine Entlaster enstanden. Ausserdem war es auf 2000m fürchterlich heiss, zumindest in meiner Optimisten Montur.
So ging es bis knapp vor den Paß Thurn. Dort angekommen holte ich meine zwei Kameraden wieder ein. Dort war ordentlich Betrieb in der Luft jedoch konnte man keinen Bart sehen in dem einge Schirme Höhe machten. Jeder kurbelte irgendwo. Mal ging es hier mal dort. Mittlerweile war mir heiß und auch schon ein bisschen übel. Ich versuchte Höhe zu machen und wollte endlich mal den Paß queren. Um meine Nerven war es nicht mehr allzugut bestellt da einfach kein ordentliches Steigen zu finden war, nur einzelne agressive Blasen. Franz war einen Stock höher als Didi und ich. Als Didi dann tief richtung Paß Thurn abflog überlegte ich kurz ob ich ihm folgen sollte. Ich machte mir jedoch keine großen Hoffnungen dort hinten viel ausrichten zu können. Also drehte ich wieder mal um, was natürlich die falsche Entscheidung war. Gegen den Wind war in dieser Höhe kein Kraut gewachsen. Der Ost- Talwind bremste mich ordentlich ein. Es ging fast nur nach unten. Wieder steuerte ich eine abgeholzte Waldfläche an. Es war jedoch unmöglich die dortigen Blasen zu zentrieren. Ich schwor mir zu kämpfen und suchte verbissen nach Steigen. Leider keine Chance diese blöden, zerissenen Blasen einzufangen. Nur Schaukelei, kein Bart. Schön langsam war ich frustriert und ich schwitzte unter meinem schwarzen Goretex. Ich fand mich mit meinem Schicksal ab und hielt Ausschau nach einer abgemähten Wiese.
Wenig später war ich auch schon im Landeanflug. Der Talwind war ziemlich stark sodaß ich nicht allzuhoch über den Stacheldraht einschwebte und wenigstens sanft aufsetzte. Warum es heutzutage im Tal noch Zäune mit 5 fachem Stacheldraht gibt darf mich keiner Fragen. Doch einigermaßen frustriert entledigte ich mich meiner Klamotten die meinem Körper eine gratis Sauna beschert hatten. Jetzt fiel mir auch auf dass ich bei meinem letzten Streckenflug im Pinzgau auf der selben Wiese gelandet war. Naja, sieht fast so aus als hätte ich nicht viel dazugelernt. Ich packte in der Hitze mein Gerödel zusammen und stapfte richtung Bushaltestelle. Dort wartete schon ein anderer Erfolgloser. Gleich als ich meinen viel zu schweren Packsack auf den Boden geworfen hatte hielt auch schon ein Auto an. Es waren noch mehr Erfolglose. Wir stopften das Auto bis unter das Dach mit Schirmen voll und zwängten uns rein. Freundlicherweise brachten mich die Fliegerkollegen direkt an den Landeplatz. Danke nochmal! Didi hatte mich in der zwischenzeit schon angerufen, er hatte den Paß gequert und war dann erst in der Nähe von Bramberg abgesoffen, wie übrigends sich die meisten an diesem Tag am Wildkogel versenkten (was man im OLC schön sehen konnte). Am Wildkogel drückte der
bayrische Wind alle auf den Boden. Mit diesem Phänomen hätte wohl an diesem Tag im Vorfeld keiner gerechnet.
Naja, etwas Gutes hatte der Flug auch. Die Erkenntnis dass es noch viel zu lernen gibt und die Tatsache dass ein schlechter Pilot an einem schwierigen Tag trotzdem seinen Überlandberechtigungs Flug hinbekommt, auch wenn mit 26 km ein bisschen schwach ausgefallen.
Alle Bilder hier:
Allzeit gute Landungen!
lg, Stefan Hofbauer